Fitnesstraining für Hunde?! - Spinnt sie jetzt total?

Ist das nicht über? Oder übertrieben? Oder ein weiterer Auswuchs der Vermenschlichung unserer vierbeinigen Lieblinge?
Mitnichten! Denn genaugenommen ist es nichts anderes als ein Zweig der physiotherapeutischen Behandlung und vor allem der VORSORGE. Jeder menschliche Hochleistungssportler (und sicher auch der überwiegende Teil der Hobby- und Gelegenheitssportler) weiß um die Wichtigkeit von Ausgleichstraining, gezieltem Muskelaufbau-, Ausdauer- oder Koordinationstraining.
Warum also sollte das bei unseren Hunden anders sein?
Hundesport ist in aller Munde und sozusagen gesellschaftlich etabliert. Das sollte auch fürs Fitnesstraining (oder auch Bewegungstherapie, wenn sich das nachvollziehbarer anhört) gelten!
Meine Massagekunden bekommen regelmäßig auch individuelle bewegungstherapeutische Übungen mit nach Hause, um den gefunden Verspannungen zukünftig vorzubeugen, Fehlbelastungen zu verhindern oder bestimmte Muskelgruppen beweglicher zu machen oder zu entlasten.
Da mein Interesse am Thema Bewegungsgesundheit aber so viel tiefer geht, mache ich nicht nur, wie du als regelmäßiger Leser wahrscheinlich weißt, gerade eine weitere Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin (voraussichtlich werde ich im April nächsten Jahres fertig sein), sondern habe auch eine umfassende Ausbildung zur Hundefitnesstrainerin gemacht. Die Prüfung steht in wenigen Tagen an, so dass ich hoffentlich bald ein weiteres Zertifikat in Händen halten kann.
Bewegungstherapie kann nämlich noch so viel mehr!
Stressgeplagte Hunde können von isometrischen Übungen sehr profitieren. Dauerstress ist nämlich nicht nur ungesund, sondern sorgt auch für eine ständige muskuläre Anspannung und dafür, dass der Hund irgendwann gar nicht mehr weiß, wie sich Entspannung körperlich eigentlich anfühlt. Mit isometrischen Übungen sorgt man zunächst für eine weitere Anspannung des Muskels ohne Gelenksbewegung und sodann für eine reflektorische ENTspannung eben jenes Muskels. So lernt der Hund langsam wieder wie sich das Loslassen überhaupt anfühlt. Einmal aufgebaut, kann man solche Übungen dann auch in stressigen Situationen nutzen und anwenden. Der Körper entspannt, damit der Geist folgen kann. Wir Menschen kennen das aus der progressiven Muskelentspannung oft verbunden mit autogenem Training.
Für die optimale Entwicklung von Welpen halte ich ein propriozeptives Training für unerlässlich. Der Welpe lernt die Koordination seiner Gliedmaßen und schult die Eigenwahrnehmung seines Körpers. Auch die mentale Entwicklung wird so gefördert und das Lernverhalten auch für die vielen kommenden Jahre sensibilisiert und gefestigt.
Sport-, Dienst- und Jagdhunde sind in ihrem Alltag oft extremen, und vor allem einseitigen Belastungen ausgesetzt, die mit einem ausgewogenen Fitnesstraining abgepuffert werden können.
Agilityhunde brauchen eine starke Vorhand, die durch die vielen Sprünge und Wendungen extrem belastet wird. Umso wichtiger ist es, auch die gelenksnahen, stabilisierenden Muskeln zu trainieren, damit der Hund der Belastung standhalten kann. Auch die Hinterhand als Gasgeber und der gesamte Rücken müssen stark und beweglich sein.
Fährtensucher laufen viel und lange mit tiefer Nase und (über)beanspruchen so neben der Vorhand vor allem ihre Nackenmuskulatur. Um hier Beschwerden langfristig vorzubeugen, sollte die betroffene Muskulatur regelmäßig gelockert und gekräftigt werden. Aber vor allem darf man auch in diesem Fall die muskulären Antagonisten nicht vergessen, die halten und ausgleichen.
Auch dienstlich oder sportlich geführte Schutzhunde sollten von ausgleichendem Training profitieren dürfen, um nicht spätestens im Alter Probleme mit der Halswirbelsäule zu bekommen.
Jagdhunde werden in der Jagdsaison ebenfalls extremen körperlichen Belastungen ausgesetzt, oft auf diese aber nicht ausreichend vorbereitet. Kondition und Ausdauer sind hier ebenso wichtig, wie eine gute, ausgewogene Bemuskelung und Beweglichkeit.
Leider wird auch dem Auf- und Abwärmen oft nicht genug Bedeutung beigemessen und beides wird im Training leider eher stiefmütterlich behandelt. Meistens wird zwar irgendwie ein allgemeines Aufwärmtraining gemacht, mit einem spezifischen auf die Sportart zugeschnittenen Aufwärmen wäre aber noch so viel mehr gewonnen. Es braucht ein größeres Bewusstsein dafür, wie wichtig das Aufwärmen ist, um Verletzungen vorzubeugen, aber auch – was einigen Hundesportlern nicht so bewusst zu sein scheint – um die optimale Leistung überhaupt erst möglich zu machen. Noch schlechter als ums Aufwärmen ist es aber in der Regel ums Abwärmen bestellt. Der Kreislauf läuft auf Hochtouren, die Muskulatur ist warm und auf Leistung eingestellt, der Muskelstoffwechsel produziert Energie und es entstehen hierbei natürlich auch Stoffwechselabbauprodukte, die aus dem Muskel herausbefördert werden müssen. Genau das passiert aber nicht, wenn der Hund nicht auch ein vernünftiges Cool Down durchläuft.
Auch Hunde, die eine Fehlstellung im Bewegungsapparat haben, sollten muskulär aufgebaut werden, um im Alter zu erwartende Probleme zu minimieren und die Fehlbelastungen aufzufangen. Es muss gar keine dramatische körperliche Einschränkung da sein. Schon der lange Rücken gepaart mit kurzen Beinen (gerne auch den nach außen gedrehten Pfoten), wie es bei einer Mehrzahl von Jack Russell Terriern und natürlich Dackeln und Co. zu beobachten ist, führt sehr schnell zu Fehlbelastungen, Verspannungen, Schmerzen, Wirbelsäulenproblemen, Bandscheibenvorfällen und auch Arthrosen. Es sind aber nicht nur die kleinen Vertreter betroffen, auch große, kräftige Hunde mit extrem bemuskelter Vorhand - ich denke hier zum Beispiel an Staffordshire, um nur ein Beispiel zu nennen – brauchen Ausgleich, um keine Probleme zu bekommen. Diese Liste könnte endlos fortgesetzt werden. Ich denke, du verstehst worauf ich hinauswill.
Oft reichen schon ein paar regelmäßige Übungen, um großes bewirken zu können.
Außerdem macht Fitnesstraining einfach einen Heidenspaß und lässt sich gut in den Alltag integrieren. Es fördert das Selbstvertrauen und das Körpergefühl deines Hundes und auch eure Bindung kann hier nur gewinnen.
Und genau deshalb wird mein Praxisangebot ab Oktober auch noch einmal größer!!!
Diverse Fitnessgeräte und auch ein Laufband warten auf ihren Einsatz. Von meinen Hunden und auch von einigen Testhunden sind sie natürlich schon ausgiebigst erprobt worden. ;-)
Ich werde individuelle 6-Wochen-Fitnessprogramme anbieten, die sowohl eine vorangehende Gangbildanalyse und das Erfassen des muskulären Ist-Zustandes beinhalten, wie wöchentliches Training bei mir in der Praxis und Hausaufgaben für zu Hause.
Es wird auch Fitness-Schnupperstunden geben und natürlich das Laufbandtraining.








